Jeder Trend bringt einen kleinen Gegentrend hervor oder Warum Hegel vielleicht doch recht hat

8 01 2010

Immer wieder einmal liest man, dass große Trends kleine Gegentrends hervorrufen, hegelianisch gesprochen, die These trägt sozusagen die Antithese schon in sich. Immer weniger Menschen schreiben mit der Hand (Schüler während des Unterrichts vielleicht ausgeschlossen) – wenn man heute jemanden sagen hört „Ich schreibe dir“, dann meint er damit, dass er ein SMS tippen wird -, gleichzeitig gibt es eine kleine Füllfederindustrie, die immer wieder exklusive und sehr teure Produkte auf den Markt bringt. Für Liebhaber eben. Ähnlich ist das auch mit den Vinylplatten. Für diejenigen, die nicht in der grauen Vorzeit geboren wurden: Das sind die schwarzen, leicht biegsamen Scheiben mit einer langen Rille, die Musik von sich geben, wenn man sie auf ein geeignetes Gerät legt und eine Nadel darauf setzt. Mittlerweile ist sogar der CD-Umsatz rückläufig; dafür boomt das Geschäft mit MP3-Files. Eine Entwicklung, die ich zutiefst bedauere, denn wo bleiben hier die zum Teil schön und originell gestalteten CD-Oberflächen und Booklets? Und das Gefühl, eine funkelnde Silberscheibe in ein Abspielgerät zu legen? Jedenfalls gibt es seit Jahren auch hier einen kleinen Gegentrend und besondere Alben werden für Sammler immer noch auf Vinyl veröffentlicht. Nebenbei bemerkt: Wie romantisch ist eine Anmache á la „Soll ich dir mein Verzeichnis mit MP3-Files zeigen?“ Themenwechsel. Überdürre Models zieren die Zeitschriftencover und trotz verschiedener Versuche, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass dies nichts mit einem „normalen“ Frauenkörper zu tun hat, gibt es nur ein Mode-Paradigma: Je weniger, desto mehr. Wie ZEIT Online nun meldet, hat sich die Frauenzeitschrift „Brigitte“ dazu entschieden, von nun an vollkommen modelfreie Ausgaben der Zeitschrift herauszugeben. Über die Gründe kann man spekulieren. Interessant ist der Vorstoß allemal.