Alles umdrehen?

6 10 2009

Die Seite DNews hat vor wenigen Stunden eine Meldung veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass man in Frankreich das immer größer werdende Problem der Schulschwänzer dadurch zu lösen versucht, indem man Schüler, die NICHT schwänzen, mit Bargeld, Fußballtickets oder Führerscheinprämien belohnt. Ich finde diesen Weg falsch. Es geht nicht darum, dass es schlecht wäre, Menschen für Leistungen zu belohnen, ganz im Gegenteil, das sollte sogar so sein und spornt an. Ich finde es aber bedenklich, dass hier nicht Leistungen sondern Selbstverständlichkeiten eigens belohnt werden. Auch wenn einige Schulen die Belohnung nicht an einzelne Schüler, sondern an die ganze Klasse am Ende des Schuljahres vergibt, scheinen mir 10.000 Euro dafür, dass jemand ein kostenloses Bildungsangebot „unfreiwillig“ (d. h. nur unter der Voraussetzung, dafür bezahlt zu werden) annimmt, vollkommen unangemessen. Ich formuliere es abschließend hart und vielleicht implizit derb: Eine solche Methode vermittelt jungen Menschen das Gefühl, dass alles nur wegen des finanziellen Profits gemacht werden soll. Und das erinnert mich an das älteste Gewerbe. So, jetzt dürft ihr auf mich einhacken.


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2 responses

6 10 2009
wiesion [ch]

das türkische system wäre dort wahrscheinlich besser… der deal zwischen vater und lehrer lautet „dir gehört das fleisch und mir die knochen“ 😉

6 10 2009
Selma

Wieso einhacken? Höchstens einhaken 😉
Du weißt ja, dass meine Meinung ähnlich ist. Ich bin sowieso nur noch wütend und frustriert darüber, wie sich die sogenannte „Bildungspolitik“ entwickelt. Lehrer sollen mit Arbeitsbedingungen zurecht kommen, die jeden denkenden und emotional nicht völlig abgestumpften Menschen in die Flucht schlagen. Den Schülern (und durch sie natürlich auch deren Eltern) wird zugleich weis gemacht, dass sie in der Schule in einer Art All-inclusive-Rundumbetreuung geborgen sind, wo nix schief gehen kann und es ein Optional ist, ob sie mitmachen wollen oder nicht. Ergebnis? Gute Lehrer sind es nur die ersten paar Jahre, bis sie abgestumpft, ausgeleiert, frustriert, zynisch sind – falls sie überhaupt noch dabei sind. Der traurige Rest hat seine Ideale schon längst über Bord geworfen (falls er je welche hatte), gibt Noten nach Pi mal Daumen (und eh immer nur positiv, weil man sich sonst ja nur Ärger einhandelt) und versucht, möglichst unbehelligt durch sein Lehrerleben zu kommen. Klar gibt es auch Ausnahmen und klar gibt es Schüler, die gerne lernen. Aber dazu fällt mir auch noch was ein: Ein Schüler, der immer brav und fleißig mitmacht, klug ist, aufmerksam, höflich, kurz gesagt: EIN TRAUM – den übersieht man leicht, und das nicht einmal mit Absicht. Um den rotzfrechen strohdummen Klassenkasper muss man sich kümmern, ihm alle Aufmerksamkeit schenken, und wenn er EINMAL in hundert Jahren mal was richtig oder wenigstens nicht gaaaanz falsch macht, dann muss man ihn über den grünen Klee loben als wär er jetzt reif für den Nobelpreis. Klassenkasper gewinnt, Traumschüler verliert. Was haben wir gelernt? Dann geb ich doch lieber denen, die’s richtig machen, ein Fußballticket. Auch, wenn es mich insgeheim ankotzt.

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